Karl-Ernst Sasse Das folgende Interview ist die Kurzfassung eines Gesprächs, das der Autor Mitte Juli des Jahres (Anm.: 2003) mit Herrn Sasse führen durfte. Es erschien als Teil einer Serie im Magazin KEYBOARDS in der Ausgabe 10/03. -------- MM: Wie sind Sie zum Subharchord gekommen? KES: Durch Addy Kurth, der sich früh für Technik interessiert hatte und nach dem Krieg, neben seiner Tätigkeit als Schlagzeuger, beispielsweise elektronische Filter für den Mitteldeutschen Rundfunk gebaut hat. Addy Kurth war ein vielseitig begabter Mensch, dem auch die damalige Erfindung des Impulsverfahrens zur Musik- und Bildsynchronisation von Trickfilmen zu verdanken ist. Anläßlich einer Filmproduktion des Regisseurs Werner W. Wallroth, im Jahr 1964, brauchten wir viel Elektronik, da hat mich der Addy dann eingewiesen. Nach einer halben Stunde war er allerdings weg und da lief das dann! MM: Dann war das Subharchord also leicht zu bedienen? KES: Das Subharchord war ein sehr bedienerfreundliches Gerät. Der wohl einzige Nachteil war im Gegensatz zum Trautonium der Glissandoeffekt, der extra mit einem Schalter bedient werden musste. MM: Haben Sie überwiegend im Bereich Filmvertonung gearbeitet oder war diese Tätigkeit untergeordnet? KES: Ich habe
ungefähr 540 Filmmusiken gemacht und ungefähr 365 Stücke
von Chanson bis Kammermusik, Chorwerke, Orchesterwerke, Ballette, viele
Bühnenmusiken, allein für´s TIK-Theater in Berlin habe
ich 30 Stücke geschrieben. Ich war ein Bestellkomponist,
mein Werkeverzeichnis umfaßt knapp 1000 Sachen, diese sind alle
bestellt, geschrieben und auch aufgeführt worden. Meine Arbeiten
am Subharchord sind in dem Sinne keine elektronische Musik, sondern elektronische
Effekte, die ich für ein Zweitmedium brauchte, also angewandte Elektronik
in dem Sinne. MM: Wie wurde das Instrument in Dresden denn allgemein verwendet und wie wurde es beurteilt? KES: Als das
Subharchord damals bei der Defa stand hatte man durchaus lange Zeit Respekt
vor dem Instrument und hat es nicht nur als Kuriosum betrachtet. MM: Gab es denn Alternativen in Form kleinerer transportabler Synthesizer wie von MOOG oder EMS, die ihren Weg in die DDR fanden? KES: In Dresden
war in der Beziehung garnichts, da tauchten höchstens die Synthesizer
von VERMONA auf, die waren aber sehr verrauscht. Den Moog haben wir in
der DEFA in Potsdam-Babelsberg benutzt. Ich habe wechselweise immer mal
in Dresden und in Babelsberg produziert. Kurt Fritsche, der dann auch
ein Studio in Rahnsdorf hatte, das sehr gut war und wo wir in den 80er
Jahren viele Aufnahmen gemacht haben, hatte ziemlich früh einen Minimoog.
Leider verstimmte der sich im Laufe der Produktion und musste nachgestimmt
werden. Später trat dann der Fehler nicht mehr auf. Dann kamen der
Yamaha DX7 und andere Modelle hinzu. MM: Was ist denn aus dem Subharchord im Trickfilmstudio der DEFA in Dresden geworden? KES: Es ist leider zerstört worden. Techniker, die dort herumliefen haben, die eigentlich mit dem Subharchord nichts zu tun hatten, haben sich schon gegen Ende der DDR Leiterplatten herausgezogen. Addy Kurth war da schon schwer krank und raus aus dem Studio. Dadurch ist die Übersicht verloren gegangen. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich gesagt, ich kauf euch das Ding ab und nehm es mit nach Hause! MM: Vielen Dank für das Interview, Herr Sasse! * www.subharchord.de |